Kirchencampus Hansühn
Einweihung des neuen Kirchencampus
Gut 13 Monate nach der Grundsteinlegung und drei Monate nach der Inbetriebnahme ist am Sonntag, 26. Mai in Hansühn das neue Multifunktionsgebäude auf dem Campus neben der Kirche offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Gefeiert wurde dieses Leuchtturmprojekt im Pfarrsprengel Kirchspiel Bungsberg mit einem Gottesdienst und einem kleinen Fest auf dem Platz zwischen dem denkmalgeschützten Alten Pastorat, dem Gemeindehaus und dem Multifunktionsgebäude.
Das alte Pastorat
Die Kirchengemeinde Hansühn verfügt über ein denkmalgeschütztes Pastorat (Bj. 1787), das mit der Kirche und den angrenzenden Gebäuden ein Ensemble bildet. Seine Strahlkraft wird durch den parkähnlichen Friedhof sowie den großzügigen Pastoratsgarten unterstrichen. Die Kirche mit Pastorat, Friedhof und Gemeindehaus bildet für viele eine Art „Dorfmittelpunkt der Herzen“.
Bis 2018 diente das Pastorat über Generationen als Wohnung für die Pfarrfamilien. Im Erdgeschoss befanden sich das Amtszimmer und das Gemeindebüro. Leider durfte das Gebäude nicht mehr im ursprünglichen Sinn genutzt werden.
Das Obergeschoß sowie der Dachboden wurden aufgrund gültiger Vorgaben stillgelegt. Die in einigen Räumen äußerst geringe Deckenhöhe stand einer Dauervermietung an einen neuen Stelleninhaber entgegen.
Die Kirchengemeinde musste sich mit der Frage auseinandersetzen, wie das Pastorat für die Kirchengemeinde und die Ortschaft Wangels mit Hansühn als Herzstück erhalten und zukunftssicher gestaltet werden kann. Die dafür notwendigen Gelder – so viel stand schnell fest – waren aus eigener Kraft nicht aufzubringen. Für die Aufnahme von Krediten würden die Zuweisungen aus den Kirchensteuern nicht ausreichen. Verkaufen – das schied aus.
"Der Mensch steht im Mittelpunkt!" Dieser Gedanke war auch Richtschnur der Überlegungen. Insofern war der Hinweis von Propst Süssenbach in Richtung der Diakonie Ostholstein gGmbH eine glückliche Fügung. Bei den Überlegungen zur weiteren Nutzung des Pastorats konzentrierten sich die Bemühungen auf eine Zusammenarbeit mit der Diakonie.
Die ungezählten Planungsbesprechungen haben sich am Ende gelohnt. Fördermittel wurden eingeworben, Kredite bereitgestellt und Auflagen der Denkmalschützer mit aktuellen Erfordernissen abgestimmt.
Tagespflege und Stützpunkt
der Diakonie
Als gemeinnützige Einrichtung im Kreis Ostholstein erbringt die Diakonie aktuell ambulante Pflege-, Hauswirtschafts- und Betreuungsleistungen, ermöglicht die Betreuung in einer Tagespflegeeinrichtung und ist Träger der kreisweiten ambulanten Versorgung von Palliativpatienten (SAPV).
Von hier wurde Interesse bekundet, im Pastorat eine Tagespflege für bis zu 15 Personen einzurichten.
Seit dem 15. Februar 2024 werden die Gäste in den wunderschön neugestalteten Räumen der Tagespflege betreut: Morgens von zuhause abgeholt, starten sie mit einem gemeinsamen Frühstück in den neuen Tag. Es folgt ein abwechslungsreiches Programm samt Mittagessen und Ruhezeit. Die Gäste sollen sich wohlfühlen und die Zeit genießen.
Auch das Obergeschoss hat durch die Öffnung der Decke ein völlig neues Gesicht erhalten. Hier befindet sich nun der Stützpunkt der Diakonie für das Team der häuslichen Pflege und Hauswirtschaft. Von dort schwärmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Häuser aus. Sie unterstützen dort, wo die eigenen Kräfte nicht mehr ausreichen.
Multifunktionsgebäude
"Pfarrscheune"
Durch den Raumbedarf der Diakonie im Pastorat bestand die Notwendigkeit, die Diensträume der Kirchengemeinde an anderer Stelle und in veränderter Konstellation vorzusehen. Nach intensiver Prüfung erwies sich das Wirtschaftsgebäude als nicht geeignet. Die mangelhafte Bausubstanz und die beabsichtigte Neuausrichtung sprachen gegen eine aufwendige Sanierung. Ein Gebäudeneubau an gleicher Stelle war auch in wirtschaftlicher Hinsicht die bessere Lösung. Auf diese Weise konnten zukunftsweisend Vorschläge aus dem Dorfentwicklungskonzept aufgenommen und im Rahmen eines Multifunktionsgebäudes umgesetzt werden. Die Förderung der Grundversorgung der hiesigen Bevölkerung sowie die Stärkung des sozialen und kulturellen Lebens bildeten dabei den Maßstab der Planungen.
Das Ensemble aus Pastorat, Gemeindehaus und Multifunktionsgebäude nimmt die Idee der ehemaligen „Hofstelle“ zurückliegender Zeiten wieder auf.
Aufgrund seiner Architektur ordnet sich das Multifunktionsgebäude dem Pastorat deutlich unter. Damit wurde eine Auflage der Denkmalschützer erfüllt. Zusammen mit dem Gemeindehaus erhält man eine Idee davon, wie die Hofstelle vor etwa 300 Jahren ausgesehen haben könnte.
Das Besondere des neuen Hauses ist, dass es nicht nur ein Ort für die Mitglieder unserer Kirchengemeinde sein soll, sondern auch für die Menschen der umliegenden Ortschaften und in der Region. Es soll Raum bieten für Angebote und Treffen, die das Leben der Menschen bereichern. Ein Ort, an dem man sich willkommen fühlt und an dem man sich gegenseitig unterstützt und ermutigt.
Das Nutzungskonzept des Neubaus sieht eine Mehrfachnutzung vor. Es bietet neben dem Campusbüro als Ansprechstelle für Gemeindecampus, Gebäudeverwaltung und kirchliche Angelegenheiten auch ein Arbeitszimmer, das durch den Pastor oder die Pastorin ebenso genutzt werden, welches aber auch der Bürgermeisterin oder anderen Verantwortungsträgern u.a. für Sprechstunden oder besondere Termine zur Verfügung steht
Ein großer Gemeinschaftsraum steht für Gruppen zur Verfügung. Zu festen Zeiten können außerdem Dienstleistungen für Senioren angeboten werden. Die Liste der Möglichkeiten ist lang. Sobald sich ein Betreiber findet, soll ein Verkaufsautomat Produkte der Region bereithalten. Ein co-workimg-space vor dem großen Panoramafenster mit einen WLAN-Anschluss bietet z.B. Touristen die Möglichkeit, Ausdrucke vorzunehmen. Das teilweise ausgebaute Obergeschoss bietet Sanitärräume und Trocknungsmöglichkeiten für Pilger und Radtouristen sowie Lagermöglichkeiten für Ausrüstungsgegenstände von Jugendgruppen.
Gemeindehaus
Auch das Gemeindehaus blieb von den Aktivitäten nicht ausgenommen. Der Eingangsbereich wurde umgestaltet. Die neue Rampe ermöglicht endlich einen barrierefreien Zugang. Eine große Errungenschaft für alle, denen das Treppensteigen nicht mehr so leicht fällt. Nach außen nicht zu erkennen ist die neue Heizungsanlage im Keller: Anstelle der alten Ölheizung versorgt eine moderne Pelletheizung zukünftig den gesamten Campus mit Wärme.
Die Auslastung des Gebäudes stieß bisweilen an Grenzen. Dennoch wird das Gebäude auch weiterhin, ohne die gemeindeeigenen Bedarfe zu vernachlässigen, außerkirchlichen Gruppen der Gemeinde Wangels zur Nutzung überlassen: der hiesige Sportverein, der Ortsverein Testorf des DRK und die Seniorenbeirat der kommunalen Gemeinde sind nur einige Beispiele.
Auf dem Kirchencampus Hansühn werden die Aktivitäten der Dorfentwicklung, der Kultur- und Freizeitinteressen, des Ehrenamtes sowie Optionen für Bildungsangebote mit den Bedarfen und Angeboten der Kirchengemeinde zusammengeführt.
Das Projekt soll zur nachhaltigen Unterstützung und Entwicklung der Gemeinschaft vor Ort beitragen und die Initiierung neuer Bildungs- und Kommunikationsangebote fördern.